Gestützt auf die Angaben von Geberit zum Geschäftsverlauf im Januar und Februar dürfte der Umsatz im ersten Quartal in Lokalwährungen im tiefen einstelligen Bereich zurückgegangen sein - der AWP-Konsens prognostiziert ein Minus von 2,9 Prozent. Die Analysten rechnen darüber hinaus mit einem negativen Währungseffekt von einigen Prozenten, so dass der ausgewiesene Umsatz im mittleren bis höheren einstelligen Bereich gesunken sein könnte. Im Schnitt werden 832 Millionen Umsatz und 184 Millionen Reingewinn Franken erwartet.

Entsprechend dem starken Rückgang der Baubewilligungen in Europa im vergangenen Jahr dürfe sich vor allem das Neubaugeschäft als schwierig erweisen, wogegen sich das Renovationsgeschäft von Geberit resilienter gezeigt haben sollte.

Zuversicht trotz rückläufiger Bauindustrie

Geberit zeigte sich im März für das laufende Geschäftsjahr relativ vorsichtig. Eine konkrete finanzielle Prognose gab es bisher wie üblich noch nicht, das Unternehmen erwartet aber eine insgesamt rückläufige Bauindustrie. Man erwarte indes "hohe" Margen und einen "starken" freien Cashflow.

Ob der Umsatz von 2023 gehalten werden kann, oder ob er erneut zurückgehen wird, ist noch offen. "Wir haben eine sehr geringe Visibilität von vielleicht zwei Wochen", warb CEO Christian Buhl um Verständnis für seine Zurückhaltung bezüglich der Prognosen. Der Start ins Geschäftsjahr 2024 ist jedenfalls harzig verlaufen. Laut Buhl lagen die Umsätze in den Monaten Januar und Februar tiefer als in der entsprechenden Vorjahresperiode. "Der Rückgang ist allerdings geringer als das organische Minus von 4,8 Prozent im Gesamtjahr 2023", erklärte er.

Und trotz der insgesamt negativen Prognosen für die europäische Bauindustrie im Jahr 2024 sollten die erwarteten Zinssenkungen im Laufe des Jahres und der strukturelle Trend zu höherwertigen Sanitärstandards die Nachfrage positiv stimulieren, liess das Unternehmen im März dennoch leichte Zuversicht durchscheinen.

Geberit verwies im März auf die Baugenehmigungen in Europa, welche in den ersten neun Monaten 2023 um rund 20 Prozent zurückgegangen sind, getrieben insbesondere vom schwachen Wohnungsbau. Dies werde 2024 zu einem entsprechenden Rückgang der Neubautätigkeit führen. Die grössten Einbussen dürften dabei Nordeuropa und der für Geberit wichtigste Einzelmarkt Deutschland erleiden, so die damaligen Prognosen. Im Renovationsgeschäft, welches rund 60 Prozent zum Umsatz von Geberit beiträgt, wurde hingegen ein robusterer Verlauf erwartet.

Geberit-Aktien mit schwerem Stand

Ungeachtet des schwierigen Marktumfelds will Geberit in die Erweiterung und Modernisierung der Kapazitäten investieren. Projekte laufen für den Ausbau der Produktion an den deutschen Standorten Lichtenstein und Pfullendorf. Ausserdem wird in zwei Keramikwerke in Finnland und Schweden investiert oder in die Werke in Givisiez in der Schweiz und im indischen Pune. Zur Vermarktung des neuen Dusch-WCs "Alba", welches für das tiefe Preissegment auf den Markt gebracht wird, sowie für die Feierlichkeiten zum 150-Jahr-Jubiläum des Unternehmens budgetiert Geberit zudem zusätzliche Marketingkosten.

Dies wird sich ebenso negativ auf die Marge auswirken wie die weiter steigenden Lohnkosten. "Wir erwarten eine Lohninflation von rund 5 bis 6 Prozent", sagte Buhl. Dafür liegen derzeit die Rohmaterialkosten unter dem Niveau des Vorjahres. Preiserhöhungen waren im März für 2024 nicht geplant, das heisst Geberit verzichtete auch auf die übliche Preisrunde vom Frühjahr.

Die Geberit-Aktien haben im laufenden Jahr bislang einen schweren Stand. Vom deutlichen Abwärtsrutsch zwischen Mitte März und Mitte April haben sich die Titel bislang nur marginal erholt; seit Jahresbeginn resultiert deshalb ein Minus von derzeit rund 8 Prozent. Im Vorjahr kletterten Geberit dagegen noch um mehr als 23 Prozent in die Höhe.

(AWP/cash)